Dennoch finden sich in heutigen Stadträumen, manchmal unvermutet, architektonische Räume, die sowohl dem reinen Gebrauchswert als auch den Repräsentationsinteressen einzelner (Bauherren o. Architekten) widerstreben. Sie drücken etwas anderes aus, das allerdings schwer zu umschreiben ist, das eines Ortes. Eines Ortes, der sowohl die Prägung durch Gebrauch zuläßt, ihm gleichzeitig erhaben ist, als auch gestalterisch verschiedene topologische Bezüge aufweist. Stoße ich auf solche Ort unvermutet oder scheinen dieser aus einem unvermittelten Bedürfnis entstanden zu sein, lese ich in ihnen das Zeichen eines Begehrens nach Moderne. In Hooksiel fand ich zuerst nicht so sehr die Architektur im Dorf oder in der Umgebung interessant, als die Landschaft, die mir nicht nur architektonische Qualitäten zu haben schien, sondern auch etwas von diesem Begehren nach Moderne ausdrückt. Bestätigt wurde mir dies noch, als ich erfuhr, wie jung teilweise die Landgewinnung und die Neuordnung der Landschaft in Hooksiel ist. Ich begann mit Panoramaaufnahmen solcher Orte: die Binnendeiche hinter Hooksiel, die Zugänge zum Geniusstrand, der zwischen weitausgedehnten Industrieland liegt, der Strand von Hooksiel. Letzterer wird hauptsächlich später im Herbst interessant, wenn die recht typische schlicht moderne Backsteinarchitektur das Bild dominiert. Ist es nicht bemerkenswert, daß fast an allen Stränden Europas sich modernistische bis avantgardistische Architekturstile finden, die sich in ihrer Art oft ähneln, sosehr und obgleich die Tourismusindustrie künstlich-traditionelle Architektur und gemütlich-kitschiger Dekoration fordert? Weiter fiel mein Blick auf die Neubaugebiete in Hooksiel. Trotz ihrer Anlehnung an ältere dörfliche Architektur besitzen diese typisch suburbane Strukturen. Mehr und mehr wurde mir klar, daß Hooksiel nicht nur in den Neubaugebieten von suburbanen Strukturen geprägt ist. Die Straßenrondells in Tegeler Plate, bestückt mit einem kleinen Baum und am Ende einer Wohnzufahrtsstraße ohne Gehsteig, wurden für mich zum Sinnbild dieser Struktur. Gut gemeinte Geste kommunalen Bauens. Eigenartig in ihrem Ansinnen, weil wohlbekannt aber völlig funktionslos. Dez. 2001 |
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"Traute Räume - Hooksiel" |
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